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Nachruf zum Tod von Jeanne Andresen

20. 09. 2021

Liebe Eltern und Erziehungsberechtigte,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Kolleginnen und Kollegen
und liebe Förderer und Freunde  der TAS,

mit großer Bestürzung haben wir erfahren, dass Jeanne Andresen, die Enkelin von Theodor Andresen, nach langer schwerer Krankheit in der letzten Woche verstorben ist.
Wir sind sehr traurig und möchten den Angehörigen von Jeanne Andresen unser tiefstes Mitgefühl aussprechen.
Mit Jeanne Andresen verlässt uns eine Mitstreiterin und Vorbild im Wirken gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit, die sich in der Nachfolge der Kinder von Theodor Andresen sah und nach dem Tod ihres Vaters Dieter Andresen den Kontakt mit der Schule in seinem Sinne gehalten hat.

 

 



Herr Dr. Bastian Fleermann,

Leiter der Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus, hat uns erlaubt, den von ihm verfassten Nachruf zu veröffentlichen.

 

"Manchmal gibt es Menschen, die eine Bürde erben, eine historische Last auf ihren Schultern tragen, die sie sich nicht ausgesucht haben. Sie tragen mitunter schwer an familiären Vergangenheiten, am Schicksal der Vorfahren. Jeanne Andresen merkte man diese Bürde auf den ersten Blick nicht an: Fröhlich grüßend ging sie auf die Menschen zu, die charakteristische Lockenpracht bebte, ihr Lächeln fing einen ein: Jeanne war im Raum. Doch wer sich fragte, woher ihr Engagement gegen alte und neue Nazis kam, ihr ungebremster Gerechtigkeitssinn und ihre tiefe Ernsthaftigkeit, der wusste, dass auf den Schultern der zierlichen Frau etwas Gewichtiges lag. Die Journalistin, die Düsseldorferin Jeanne, geboren 1967, war Enkeltochter des Bauunternehmers Theodor Andresen - ein Bürger im besten Sinne, couragiert, menschlich. Er gehörte zu den tapferen Männern, die 1945 nicht mit ansehen wollten, wie ihre Stadt dem Durchhaltefanatismus der Nazis geopfert werden sollte. Die eine Hälfte der Gruppe war erfolgreich, dank ihres beherzten Einspringens wurde Düsseldorf kampflos und unblutig befreit. Die andere Hälfte allerdings wurde verraten, die Männer wurden misshandelt, ermordet, erschossen, wenige Stunden vor Kriegsende. Darunter war der Familienvater Theodor Andresen, der einen vollkommen sinnlosen Tod starb für die aufrechte Haltung, die er eingenommen hatte. Der Sohn Dieter und die Enkeltochter Jeanne wandelten dieses schreckliche Erbe und die Belastung in Kraft um. Sie warnten vor Hass und mahnten. Aber tatsächlich war etwas Positives aus dem dunklen Apriltag von 1945 erwachsen. Beide, Vater und Tochter, brachten sich ein, engagierten sich – für Demokratie und Menschenrechte. Jeanne stellte Projekte gegen das Vergessen auf die Beine. Sie brachte Menschen zusammen. Sie sprach wie ihr Vater mit Schülern. Sie lebte Zivilcourage vor und mischte sich ein. Beide haben die Düsseldorfer Zivilgesellschaft enorm bereichert. Jeanne wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte gewählt. Auch hier bewies sie Tatkraft, mit Ideen, mit Vorschlägen, kreativ und aufgeschlossen. Ganz wie ihr Vater. Im September 2016 starb Dieter Andresen relativ plötzlich, alle Freunde, alle Menschen, die ihn kannten, waren geschockt über diesen Verlust.
Am Donnerstagabend ist die lebensbejahende Jeanne, die Frau und Mutter, nach langer schwere Krankheit gestorben. Die einen waren dicht bei ihr, standen ihr bei. Die anderen waren nicht dabei, aber dachten tage- und nächtelang an sie. Tapfer hat sie gekämpft. Ein Leben lang. Aber am Schluss ganz besonders".

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Nachruf zum Tod von Jeanne Andresen

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